Nach der Spa-Sensation: Ernüchterung beim ADAC GT Masters auf dem Nürburgring

Vor einer Woche feierte Jeffrey Schmidt den bislang größten Triumph seiner Motorsport-Karriere: Durch den Podestplatz bei seinem Debüt beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps stand der Schweizer im Fokus der internationalen Berichterstattung. Sieben Tage später wollte er nur 100 Kilometer entfernt von Spa an seinen großen Erfolg anknüpfen. Auf dem Nürburgring trat Schmidt zum vierten Rennwochenende der ADAC GT Masters-Saison 2018 an.

Auf die Spa-Sensation folgte jedoch Ernüchterung. Trotz jeweils aussichtsreicher Ausgangspositionen verpassten er und BWT Mücke Motorsport Teamkollege Stefan Mücke in beiden Rennen knapp die Punkteränge. Am Samstag sowie am Sonntag überquerte der Audi R8 LMS mit der Startnummer #26 die Ziellinie als Zwölfter.

Rennpech und unverschuldete Kollisionen verhinderten auf dem Nürburgring bessere Ergebnisse, die die reine Performance des zuvor in Most siegreichen Duos zugelassen hätte. Im Starterfeld aus 35 GT3-Rennwagen qualifizierten sich Schmidt und Mücke für das Samstags-Rennen auf dem zehnten Startplatz. Schmidt gelang ein hervorragender Start. Da er jedoch einem Unfall direkt vor ihm ausweichen musste, fiel er bis auf den 30. Rang zurück. Nach seiner Aufholjagd wurde später im Rennen Teamkollege Mücke von einem anderen Auto getroffen, wodurch das Duo die Top-10 verpasste und die Ziellinie als Zwölfter überquerte.

Am Sonntag starteten Schmidt und der frühere DTM-Fahrer Mücke sogar von Platz acht ins Rennen. Ein guter Start führte Mücke auf Rang sieben, bis er neben die Strecke ausweichen musste und schließlich am Heck getroffen wurde. Ein guter Stopp sowie starke Manöver brachten den BWT Audi R8 LMS #26 kurzzeitig zurück in die Punkte, als Schmidt ebenfalls von einem Konkurrenten auf Platz sieben getroffen wurde und ins Kiesbett rutschte. So blieb das Duo unverschuldet punktelos.

Fünf Fragen an Jeffrey Schmidt

Du hast in deinem Qualifying am Samstag Rang zehn erreicht. Wie zufrieden warst du damit?
Die Erwartungen waren wirklich hoch, doch das Glück war einfach nicht auf unserer Seite. Wir sind erst sehr spät auf die Strecke gefahren, weil wir zu diesem Zeitpunkt bessere Bedingungen erwartet hatten. Im Nachhinein denke ich, dass die Strecke zu Beginn der Session schneller gewesen wäre. Auf meiner besten Runde musste ich ein Auto überholen und in der nächsten Runde kam die gelbe Flagge heraus. Danach war der Peak der Reifen überschritten und mehr als Rang zehn war nicht mehr möglich. Ansonsten wäre wohl ein Top-5-Ergebnis möglich gewesen.

Im Rennen selbst war eigentlich viel möglich, bis die erste Kurve kam…
Wir wussten, dass wir im Rennen einen guten Speed haben würden und hatten uns viel ausgerechnet. Schon der Start lief allerdings komisch, denn vor mir haben einige Autos ständig im Wechsel beschleunigt und gebremst. Schließlich sind mehrere Konkurrenten vor mir kollidiert und standen quer auf der Strecke. Meine einzige Möglichkeit war, auf das Kiesbett auszuweichen. Als ich auf die Strecke zurückkam, waren vielleicht noch drei Autos hinter mir. Trotzdem habe ich mich nicht hängenlassen und mich konstant nach vorne gearbeitet, denn das Auto ging super. Unglücklich war, dass direkt eine Safety-Car-Phase kam und ich so weniger Zeit hatte, um Boden gutzumachen. Ich habe Stefan das Auto auf Rang 17 übergeben und auch beim Stopp haben wir nochmals eine Position gewonnen. Er war schon auf Kurs in die Punkte, als er von einem anderen Auto getroffen und wieder zurückgeworfen wurde.

Am Sonntag waren von Startplatz acht Punkte das klare Ziel. Wieso hat es erneut nicht geklappt?
Es war eine Vielzahl an Faktoren. Eigentlich wäre Stefan nach dem Qualifying von Rang neun gestartet – der besseren Seite. Durch die Strafversetzung eines Konkurrenten war es Platz acht und damit standen wir außen, wodurch Stefan gleich am Start einen Platz verloren hat. Er hat mir nach einigen weiteren unverschuldeten Zwischenfällen das Auto schließlich auf Rang elf übergeben. Durch den Boxenstopp haben wir eine Position gewonnen und ich konnte noch zwei Konkurrenten überholen. Es folgte ein rundenlanges Duell mit Timo Bernhard – echt cool, gegen einen Le-Mans-Sieger zu fighten. Es war zu jeder Zeit fair und mein Auto hatte keinen einzigen Kratzer, als ich ihn schließlich überholt hatte. Das änderte sich kurz vor Ende. Ich kam am besten durch die Schikane und ging mit Schwung an zwei Konkurrenten auf einmal vorbei. Das hat einem anderen Fahrer wohl nicht gepasst. Er ist mir in die Seite gefahren und hat mich ins Kiesbett bugsiert. Danach war ich bis auf Rang 13 zurück und das Rennen war gelaufen.

Was nimmst du von diesem Rennwochenende mit?
Ich habe auf jeden Fall gesehen, dass unser Speed passt. Im Samstagsrennen konnte man deutlich sehen, wo unsere Teamkollegen gefahren sind. Ohne das Ausweichen ins Kiesbett wären wir dort auch gewesen. Wir hatten alte Reifen und sind trotzdem die fünftschnellste Rundenzeit des Rennens gefahren. Am Sonntag bin ich zudem die schnellste Rundenzeit aller Fahrer in der zweiten Rennhälfte gefahren. Im Motorsport ist es leider manchmal so, dass du nichts falsch machst und trotzdem hinten landest.

Was rechnest du dir für das nächste Rennen in Zandvoort aus?
An Zandvoort habe ich gute Erinnerungen. Letztes Jahr sind wir dort im ADAC GT Masters auf den zweiten Platz gefahren und 2016 habe ich im Porsche Carrera Cup zwei Poles und zwei Podestplätze geholt. Zandvoort ist eine sehr kurvige Strecke, das sollte unserem Audi entgegenkommen. Das Qualifying ist der Schlüssel, weil Überholmanöver kaum möglich sind. Wir müssen also schauen, dass wir möglichst weit vorne stehen. Und auf einer Strecke wie Zandvoort steht der Fahrer noch mehr im Mittelpunkt – ich freue mich drauf!

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